Sonntag, Oktober 02, 2005

film - no direction home


bob dylan laesst sich nicht lumpen: geht er auf konzertreise, so handelt es sich um eine 'neverending tour' (laeuft mittlerweile seit ende der 80er), schreibt er seine memoiren, muessen es schon gleich die auf mehrere baende angelegten 'chronicles' sein. auch in sachen visuelle medien bleibt er den selbstgesetzten massstaeben treu. als dylan nach langen jahren nun erstmals wieder ein interview vor der kamera gab, wurde schliesslich daraus eine dreieinhalbstuendige musik-dokumentation unter der regie von martin scorsese. 'no direction home' widmet sich den fuenf entscheidenden jahren in der karriere des jungen musikers: 1961 kommt dylan als junger folksaenger von minnesota nach new york, wo er sich in den clubs des greenwich village den ersten plattenvertrag erspielt. auf seiner 1962 erschienenen debut-lp gibt es noch lediglich zwei eigene stuecke zu hoeren, bald darauf stellt er sich mit songklassikern wie 'the times they are a-changin', 'hard rain' oder 'blowin in the wind' an die spitze des songwriter-genres. aber dylan will sich nicht auf die rolle als gutes gewissen seiner generation festlegen lassen und wagt sich lyrisch und musikalisch auf neues gebiet vor. mit dem surrealistischen folkrock der 1965er lp 'highway 61 revisited' stoesst er zwar alte fans vor den kopf, legt damit aber das fundament fuer rockmusik als kunstform. 'no direction home' erzaehlt diese unglaublich rasche entwicklung auf faszinierende weise: scorsese mischt virtuos exzellent aufgefrischtes original-material mit interessanten stellungnahmen von sowohl dylan selbst wie auch jeder menge relevanter zeitgenossen von pete seeger, allen ginsberg bis zu joan baez und al kooper. vor allem die live-aufnahmen von der kontroversen 1966er england-tour zusammen mit the band hinterlassen einen bleibenden eindruck. schmaechtig und blass, aber hellwach, steht da ein junger dylan auf der buehne und entdeckt nicht nur fuer sich, sondern fuer die gesamte popmusik neue ausdrucksformen und wirkt dabei so gierig nach leben wie auch angriffslustig. schade, dass es heute weder neue kuenstler dieses formats noch echte moeglichkeiten, sich zu solchen zu entwickeln, gibt.

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