Montag, August 22, 2005

kanye west - the late registration


man kann es leicht vergessen: hip hop war nicht immer so schlecht wie heute. man denke nur an pioniere wie die sugarhill gang ('rapper's delight'), grandmaster flash and the furious five ('the message') und kurtis blow ('the breaks'), die ende der 70er jahre dem genre rap den weg bereiteten. oder an die native-tongue-bewegung ende der 80er mit protagonisten wie de la soul ('me, myself and i'), den jungle brothers ('doin' our own dang') und arrested development ('tennessee'). oder von mir aus auch an die smash-hits der 90er, etwa von den fugees ('fugee-la'), coolio ('gangsta's paradise') oder will smith ('men in black'). aber heute? ausser einer handvoll amerikanischer alternativ-rapper (wyclef jean, black eyed peas) und britischer mcs (the streets, m.i.a.) wird die ganze hip-hop-szene von hirnlosen gangsta-rappern der sorte 50 cent beherrscht. die ganze hip-hop-szene? nein, eine ausnahme gibt es noch in der amerikanischen rap-landschaft: kanye west. nach einem steilen aufstieg als produzent veroeffentlichte kanye letztes jahr mit 'the college dropout' sein debut und schaffte dabei das kunststueck, sowohl in der hip-hop-szene anerkannt zu werden wie auch sonst eher rap-ferne gemueter anzusprechen. der grund dafuer liegt sowohl in der naehe von kanye's sound zu klassischen soul- und r'n'b-klaengen wie in seiner faehigkeit, auch mal texte mit ansprechender reflexion einfliessen zu lassen. nun gibt es mit 'the late registration' das mit spannung erwartete zweite album, auf dem kanye west beweist, dass er seine herausragende rolle im hip hop zu recht traegt. musikalisch setzt er mit der heranziehung des filmkomponisten jon brion (schrieb unter anderem die grossartigen soundtracks zu 'magnolia' und 'vergiss mein nicht') als co-produzenten vermehrt auf genre-ueberschreitende arrangements und weniger auf samples. im besten fall fuehrt das zu so praechtigen song-resultaten wie 'roses', 'hey mama' und 'gone'. was die lyrics angeht, fuehrt west den balance-akt zwischen rap-typischen prahlereien (aber meint er das noch ernst?) und conscious lyrics wie in 'roses' und 'diamonds from sierra leone' fort. das resultat ist ein erfreuliches hip-hop-album, das auch fuer eher sporadische rap-hoerer ansprechend ist. und das ist im jahr 2005 definitiv eine nicht zu gering zu schaetzende ausnahme.

Donnerstag, August 18, 2005

salzburg - frequency festival


40.000 besoffene oesis, dauerbeschallung und jede menge matsch - das frequency auf der rennstrecke des salzburg-rings ist mein erstes festival und alles ist wie aus dem bilderbuch, sogar das wetter. und zum glueck auch die musik. 'we are the others and we do turn up at our gigs', betont dominic masters, saenger der londoner cockney-punks immer wieder - angesichts der absagen von babyshambles und doves auch eine tatsaechlich nicht zu unterschaetzende zuverlaessigkeit. aber halb so wild, denn the others erfuellen den ihnen vorauseilenden ruf, eine erstklassige live-band zu sein. vor allem masters mit der ausstrahlung eines grossen stoerrischen kindes kreischt sich die seele aus dem leib, wirft sich ins publikum und sorgt mit seinem charisma fuer einen energetischen, schoen punkigen gig. und dann waren da noch oasis. vor acht jahren hatte ich sie in muenchen gesehen und war unentschieden: ihre angenehm provokative arroganz und ihre britpop-hymnen gefielen mir, unnoetige endlos-soli und eine ohrenbetaeubende lautstaerke waren aber eher nicht so meins. nun wollte ich oasis eine zweite chance geben. und tatsaechlich: nach schwierigen fuenfzehn anfangsminuten (soundprobleme, wenig dynamik und ein unglaublich noeliger liam) wurde die sache richtig gut. ob alte hits ('live forever', 'champagne supernova', 'wonderwall', 'don't look back in anger') oder neue klassiker ('lyla', 'the importance of being idle', 'the meaning of life'), alles kam genauso rund wie druckvoll aus den boxen. auch wenn liam die meiste zeit wie ein zu klein geratener uebergewichtiger tuersteher auf der buehne stand, oasis 2005 sind eine ausgezeichnet unterhaltende stadion-band. und zum glueck wissen die gallaghers auch wieder um das richtige mass: nach 75 minuten war mit dem who-cover 'my generation' schluss. zugaben waren da auch keine mehr noetig.