Mittwoch, Oktober 05, 2005

franz ferdinand - you could have it so much better


aus der retrospektive ist alles sonnenklar: die beatles waren hundert mal besser als die stones. aber wenn man nun in den 60er jahren leben wuerde? wen wuerde man dann besser finden? die braven beatles, die mit ihren cleveren songs die lieblingskinder aller musikkritiker sind? oder die stones, deren songs zwar alle irgendwie gleich klingen, die dafuer aber so richtig schoen laut, gefaehrlich und provozierend sind? so in etwa schaut schon einmal teil eins meines problems mit franz ferdinand aus: als art-school-absolventen mit sauberem haarschnitt und einem ueberall von sz-feuilleton bis uni-spiegel als superintelligent hochgelobten sound sind mir die franzens grundsaetzlich suspekt. stoerfaktor nummer zwei ist fuer mich der ueberdimensionale erfolg der schotten. denn im wesentlichen ist es ja so, wie der nme schon mitte letzten jahres geschrieben hat: 'it was the libertines who first rode to the rescue of british music in 2002, but it's franz ferdinand who've sold the most records.' und nun gibt es also das zweite album von franz ferdinand. meine grundeinstellung war somit schon mal eher negativ - und tatsaechlich: meine platte des jahres 2005 wird 'you could have it so much better' wohl nicht. doch schlecht ist das album andererseits auch nicht, genaugenommen sogar so gut, dass es dumm waere, die band nur aus prinzip nicht zu moegen. 'you could have it so much better' ist pop, und zwar in grossbuchstaben. der sparsame lo-fi-charakter des debutalbums ist geschichte, jetzt heisst es klotzen statt kleckern. das mag zwar etwas auf kosten der atmosphaere gehen, dafuer wimmelt es bei franz ferdinand nun aber geradezu vor stilvielfalt, musikzitaten und soundtechnischen feinheiten. das format des leicht glamouroesen, dancefloor-tauglichen indie-knallers haben die jungs aus glasgow inzwischen perfektioniert. wobei ich songs wie 'do you want to', 'well that was easy' oder 'outsiders' auf dauer etwas penetrant finde. so ein bisschen abba meets indie disco. es sind eher die neuen elemente, die auf 'you could have it so much better' fuer die bleibenderen eindruecke sorgen. zum beispiel tracks wie 'the fallen', 'evil and a heathen' oder 'what you meant'. hier wird deutlich, dass franz ferdinand nicht nur die ganze brit-welle beeinflusst haben, sondern sich auch ihrerseits wieder von bands wie kaiser chiefs oder the rakes zu neuen anstrengungen haben motivieren lassen. und dann gibt es da noch die balladen 'walk away', 'eleanor put your boots on' und 'fade together', fuer mich musikalisch wie textlich die highlights des albums. hier finden die schotten zu einer echten eigenen musiksprache und deuten an, was in ihnen noch so alles stecken koennte. was bleibt einem da anderes uebrig, als zu konstatieren, dass hier ein wirklich gutes zweites album abgeliefert wurde? man koennte noch mutmassen, dass es vielleicht franz ferdinand sein werden, die nach dem abklingen des aktuellen britrock-booms fuer diese generation von bands einmal die stellung einnehmen werden, wie sie oasis heute im hinblick auf die britpop-welle der 90er haben.

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