Montag, Oktober 10, 2005

zadie smith - on beauty


vielleicht liegt es an der zeitlichen naehe des erscheinungsdatums von 'the miseducation of lauryn hill' und 'white teeth', auf jeden fall sind fuer mich zadie smith und die ex-fugees-saengerin irgendwie verbunden. beide erstlingswerke waren ausserordentliche kuenstlerische leistungen, die einen offenen geist fuer die gesamte bandbreite aktueller trends mit einem verfeinerten traditionsbewusstein zu verbinden wussten. mit dem nachfolger taten sich dann beide schwer: lauryn wandte sich auf ihrem unplugged-album spröden akustiksongs zu und zadie smith lieferte mit 'the autograph man' einen zwar interessanten, aber auch mindestens genauso sperrigen roman ab. waehrend mrs. hill nach langen jahren in der versenkung mit der anstehenden fugees-reunion bald wieder ins rampenlicht treten wird, hat zadie smith nach einem lehrjahr an der us-universitaet wellington mit 'on beauty' nun ihr drittes buch vorgelegt. das problem des romans liegt bereits in seiner grundanlage: als homage an e.m. forster intendiert, folgt 'on beauty' zum grossen teil den handlungslinien von 'howard's end' - was, um noch einmal den musikvergleich zu bemuehen, so schluessig ist, wie etwa ein lauryn-hill-album voller bob dylan song-covers. und wie bei jeder cover-version, muss auch bei 'on beauty' die frage nach der berechtigung der neufassung gestellt werden. wie in 'howard's end' stehen auch bei zadie smith zwei familien im zentrum des geschehens, die des linksliberalen kunsthistorikers howard (sic!) belsey und die seines (neo)konservativen akademischen kontrahenten monty kipps. als kipps eine gastprofessur an belsey's universitaet (wellington, welch zufall!) annimt, kommt es in der folge zwischen den beiden familien zu verschiedenen begegnungen in diversen konstellationen, an deren ende nicht nur der haussegen der liberalen belseys schief haengt, sondern auch die perfekte fassade der konservativen kipps demaskiert wird. die romanhandlung, die unter anderem einen englischen professor an einer us-universitaet, seine afro-amerikanische frau, deren heranwachsende kinder, haitianische hausangestellte und eastcoast-rapper vereint, nuetzt die moeglichkeit, eine fuelle von themen zu behandeln - von klassen- und rassengegensaetzen ueber geschlechter- und beziehungsfragen bis zu hochschul- und popkultur. die absicht der autorin scheint auf der hand zu liegen: 'on beauty' bietet zadie smith nicht nur die gelegenheit, nach ihrem lehrjahr ein stueck wohlwollende distanz zum uni-betrieb von wellington zu schaffen, sondern sich auch mit ihrem eigenen lebensentwurf als liberale schriftstellerin auseinander zu setzen und ihr verhaeltnis zur realen welt des jahres 2005 zu klaeren. dank ihres schriftstellerischen koennens entsteht dabei ein angenehm zeitgemaesser, gut lesbarer roman mit einem sicheren gespuer fuer die beschriebenen milieus und sympathisch gezeichneten protagonisten. nur fesselnd ist 'on beauty' leider nicht, dafuer atmet das buch zu wenig und bleibt zu sehr im korsett der romanhandlung von 'howard's end' gefangen. als schriftstellerin ist zadie smith merklich gereift, jetzt muss sie nur noch den erzaehlerischen esprit von 'white teeth' zurueck gewinnen. und lauryn hill? naja, schauen wir mal, ob das mit der fugees-reunion die bessere idee war ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website mhlaim.blogspot.com Links tauschen