Samstag, September 03, 2005

michel houellebecq - die moeglichkeit einer insel


zwar habe ich michel houellebecq fuer mich erst recht spaet mit seinem roman 'plattform' entdeckt, trotzdem liess ich mich vom hype um sein neues buch 'die moeglichkeit einer insel' ('eine million euro autorenvorschuss', 'sicherer anwaerter auf den prix goncourt', 'erscheint gleichzeitig in fuenf europaeischen sprachen') anstecken und habe mir das gute ding gekauft. wenngleich im ansatz grundverschieden, teilt houellebecq mit meinem franzoesischen lieblings-schriftsteller philippe djian doch die faehigkeit zu einem mindestens so laessig entspannten wie ansprechenden schreibstil. auch 'die moeglichkeit einer insel' liest sich sehr gut: distanzierter bericht-stil, hedonistische lifestyle-aesthetik und erfrischend moralfreie provokationen sorgen fuer beste unterhaltung. dass der gesamteindruck dennoch etwas ambivalent bleibt, liegt dafuer eher am plot des romans. 'die moeglichkeit einer insel' erzaehlt die lebensgeschichte des hardcore-anti-pc comedians daniel (groesste lacherfolge: 'gruppensex mit palaestinenserinnen' und 'ich grase dir den gazastreifen ab') und seinem zynischen blick auf eine leere welt, in der die einzige chance auf ein fluechtiges glueck das ausleben sexueller obsessionen darstellt. immerhin reicht es fuer daniel zu zwei tiefergehenden frauenbeziehungen, die allerdings beide am unbarmherzigen prozess des alterns scheitern muessen. seine in weltverdruss und selbstmord endende biographie wird von seinen in einer endzeitlichen welt - 2000 jahre nach der gegenwart - lebenden klonen daniel24 und daniel25 kommentiert, deren existenz der hinwendung des protagonisten zur menschlichen klone entwickelnden sekte der elohimiten zu verdanken ist. vor allem in der - viel zu ausfuehrlichen - schilderung des alltags in der sekte sowie in den zukunftspassagen entwickelt houellebecqs roman unnoetige laengen. auch ein offensichtlich als opus magnum intendierter roman muss ja nicht notwendig ueberlang sein. dass 'die moeglichkeit einer insel' den leser ueber weite strecken aber auch fesseln kann, verdankt das buch erneut den schilderungen der geschlechterbeziehungen, in die houellebecq neben seiner pessimistischen grundhaltung vermehrt auch leisere, fast zaertliche toene einfliessen laesst. so sei die unmoeglichkeit eines dauerhaften lebensgluecks zwar teil der conditio humana (in houellebecqs zukunfts-anti-utopie ist dieses sogar qua genetischer programmierung grundsaetzlich ausgeschaltet), dennoch lohne es sich der menschlichen sehnsucht nach der zumindest befristeten erfahrung einer erfuellten (sexual-)beziehung zu folgen, denn: 'die liebe, die alles so leicht macht, / dir alles schenkt und zwar sogleich: / es gibt in der mitte der zeit / die möglichkeit einer insel'. wie war das nocheinmal? die schoensten blumen bluehen oft mitten im morast ...

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